Die Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk zeichnete am Abend des 9. Juli 2021 den ehemaligen Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Norbert Lammert mit dem Cusanus-Preis 2021 für sein Lebenswerk aus. Die Cusanus-Preise 2021 für herausragendes ehrenamtliches Engagement erhielten Dr. Mari Hrkać und Martha Dudzinski für die SWANS Initiative sowie Marie Salzmann für den Aufbau einer Entbindungsstation in Addis Abeba. Mit dem Cusanus-Preis wird seit 2009 der Einsatz der aktiven und ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten des Cusanuswerks gewürdigt. Die Verleihung des mit insgesamt 15.000 Euro dotierten Preises fand im Hotel Franz in Essen statt.
Mit der Verleihung des Lebenswerk-Preises an Prof. Dr. Norbert Lammert würdigte die Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk das berufliche und ehrenamtliche Engagement des ehemaligen Stipendiaten des Cusanuswerks Norbert Lammert, der sein herausragendes politisches und kommunikatives Talent in besonderer Weise zum Wohl der Gesellschaft eingesetzt hat. Laudator Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, hob hervor: „Bundestagspräsident a. D. Prof. Dr. Norbert Lammert verdient den Cusanus-Preis für ein beeindruckendes Lebenswerk. Es heißt: ‚Cusanerinnen und Cusaner tragen mit fachlicher Exzellenz und herausragendem Engagement zum Gemeinwohl bei, ein Leben lang und vielfach in besonders verantwortungsvollen Positionen von Kirche und Gesellschaft, von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft.‘ – Norbert Lammert verkörpert dies in geradezu idealer Weise.“
Im Rahmen der Preisverleihung sagte Prof. Dr. Norbert Lammert: „Die Aufforderung und Ermutigung zum gesellschaftlichen Engagement durch die das Studium prägende Förderung des Cusanuswerks hat mich über ein halbes Jahrhundert begleitet. Nicht alle Erfahrungen im staatlichen wie im kirchlichen Bereich waren rundum erfreulich, aber Zweifel am Sinn des eigenen Engagements hatte ich nie. Das wünsche ich auch der jetzigen und künftigen Generationen von Stipendiatinnen und Stipendiaten: die Freude am eigenen Engagement in Kirche, Staat und Gesellschaft und die Ermutigung durch gelegentliche Erfolge.“
In seiner Laudatio hob Dr. Thorsten Wilhelmy, Nordrhein-Westfälische Akademie für Internationale Politik und Mitglied der Jury, den beeindruckenden Einsatz der Preisträgerinnen des Cusanus-Preises 2021 für herausragendes gesellschaftliches Engagement hervor: Dr. Mari Hrkać und Martha Dudzinski hätten mit der Gründung der SWANS Initiative für junge Frauen mit Zuwanderungsgeschichte im Jahr 2017 ein heute breit diskutiertes Thema antizipiert, nämlich die Unterrepräsentanz dieser Frauen in Leitungspositionen. Die Jury sei insbesondere beeindruckt gewesen vom raschen Aufbau einer professionellen Förderstruktur und dem inhaltlichen Anspruch der SWANS Initiative. Die Medizinstudentin Marie Salzmann habe durch den Aufbau einer Entbindungsstation in Addis Abeba in fulminanter Weise gezeigt, wie fachliche Kenntnisse, persönliche Anschauung vor Ort und die Mobilisierung von Unterstützung zusammengeführt werden können, um binnen kürzester Zeit konkrete Verbesserung zu erreichen. Die Gradlinigkeit von Frau Salzmanns Handeln zur Lösung einer konkreten Notlage sei bemerkenswert.
Mari Hrkać und Marta Dudzinski bedankten sich für die Anerkennung ihrer Arbeit: „Wir wissen, wie wichtig und wertvoll Netzwerke sind. Deswegen freuen wir uns sehr darüber, dass der Cusanus-Preis unsere Förderung von in Deutschland aufgewachsenen Studentinnen und Berufstätigen mit Zuwanderungsgeschichte, Schwarzen Frauen und Women of Color auszeichnet und uns dabei hilft, ihnen mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. Der Preis macht uns und unseren ‚Schwänen‘ Mut!“
Marie Salzmann betonte: „Die Auszeichnung mit dem Cusanus-Preis ist eine große Ehre für mich! Ich freue mich sehr, dass so die medizinische und auch humanitäre Lage in Äthiopien mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt, auch im Hinblick auf die aktuellen Kriegszustände in Teilen des Landes. Die Ehrung und die damit verbundene finanzielle Förderung meines Herzensprojektes zeigt mir, dass sich auch oder gerade in schwierigen Situationen irgendwo eine Tür öffnet, die neue Wege zeigt.“
Die Auswahl der Cusanus-Preise in Höhe von insgesamt 15.000 Euro nahm eine Jury, bestehend aus Prof. Dr. Ulrich Abshagen, Senator e.h., Heidelberg Innovation Fonds Management GmbH, Dr. Stefan Leifert, ZDF München, sowie Dr. Thorsten Wilhelmy, Nordrhein-Westfälische Akademie für Internationale Politik, vor. Die Festrede des Abends zum Thema „Soziale Gerechtigkeit im pandemischen Brennglas” hielt Prof. Dr. Christiane Woopen, Direktorin ceres, Professorin für Ethik und Theorie der Medizin und Leiterin der Forschungsstelle Ethik an der Universität Köln. Am Nachmittag feierten die Gäste einen Gottesdienst mit Altcusaner Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck in der Kapelle des Franz-Sales-Hauses am Hotel Franz.
Festrede von Frau Prof. Dr. Christiane Woopen
Laudatio von Herrn Dr. Thorsten Wilhelmy
Laudatio von Herrn Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg
Predigt von Bischof Dr. Franz Josef Overbeck
Die SWANS Initiative ist eine ehrenamtliche Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, hochqualifizierten Frauen mit Migrationshintergrund zu mehr politischer, kultureller und wirtschaftlicher Teilhabe zu verhelfen. Dazu unterstützt sie junge Akademikerinnen mit Zuwanderungsgeschichte und Women of Color bei ihrem Berufseinstieg. Der Erwerb von Selbstpräsentationsfähigkeiten, die gezielte Auseinandersetzung mit möglichen Vorbehalten sowie der Aufbau professioneller Netzwerke hilft den „Schwänen“ dabei, selbstbewusst und erfolgreich die eigene Berufsbiografie zu gestalten. Das Angebot der von Dr. Mari Hrkać und Martha Dudzinski 2017 ins Leben gerufenen Initiative umfasst Schulungen, Netzwerkveranstaltungen und die Unterstützung bei Bewerbungen – sowie eine gezielte Lobbyarbeit bei Unternehmen zur Schärfung des Diversity-Gedankens. SWANS ist die erste und einzige Organisation im deutschsprachigen Raum, die gezielt in Deutschland aufgewachsene Studentinnen und junge Akademikerinnen aus geflüchteten und eingewanderten Familien fördert. Die Initiative wurde unter anderem von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss ausgezeichnet.
Dr. Mari Hrkać ist Psychologin und arbeitet an der Universität zu Köln. Sie wurde während ihres Studiums und der Promotion vom Cusanuswerk gefördert. Zusammen mit Marta Dudzinski, die wie sie Stipendiatin der Deutschlandstiftung Integration war, hat sie die SWANS Initiative 2017 gegründet. Mehr Informationen zum Projekt unter https://www.swans-initiative.de
Die von Ursulinen geleitete Krankenstationin Gurd Shola in Addis Abeba bietet den Bewohnern des dortigen armen Stadtviertels eine einfache medizinische Grundversorgung. Eine geplante Entbindungsstation konnte aufgrund von behördlichen Hindernissen und finanziellen Problemen nicht realisiert werden. Die Frauen müssen so unter prekären hygienischen Bedingungen gebären; eine Situation, die sich durch die Corona-Pandemie noch verschärft hat. Als Frau Salzmann nach ihrem Abitur 2017 im Rahmen eines europäischen Freiwilligendienstes die Klinik und die Arbeit der Ursulinen kennenlernte, beschloss sie, aktiv zu werden. Noch während ihres Freiwilligendienstes begann sie damit, Kontakte zu Behörden und Sponsoren zu knüpfen, sich vor Ort über die Voraussetzungen für die Errichtung einer Entbindungsstation zu informieren und die Menschen in ihrer Heimatgemeinde in Kirchworbis im Eichsfeld für ihr Projekt zu begeistern. Innerhalb von drei Monaten konnte sie so 35.000 Euro bei örtlichen Firmen und Privatspendern einwerben, um damit 2018 die notwendigen Ausbauarbeiten in Angriff zu nehmen.Mittlerweile sind der Ausbau und die Einrichtung der Entbindungsstation weitgehend abgeschlossen. Frau Salzmann hat es sich zur Aufgabe gemacht, über die Einwerbung regelmäßiger Spenden die Finanzierung des laufenden Betriebs der Entbindungsstation nachhaltig und langfristig zu sichern. Derzeit wird zudem das Medizinstudium zweier Ursulinenschwestern finanziert, die in 2022 ihr Studium abschließen werden. Eine der Schwestern wird die Leitung der Klinik übernehmen.
Marie Salzmann studiert Medizin in Brandenburg an der Havel. Sie ist seit 2020 Stipendiatin des Cusanuswerk. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie hier: www.entbindungsstation-addis-abeba.de
Aufgewachsen im Ruhrgebiet studierte Prof. Dr. Norbert Lammert Politikwissenschaft, Soziologie, Neuere Geschichte und Sozialökonomie in seiner Heimatstadt Bochum und in Oxford. Er wurde 1975 an der Ruhr-Universität Bochum zum Dr. rer. soc. promoviert und war während seines Studiums und der Promotion Stipendiat des Cusanuswerks. Schon früh begann Norbert Lammert, sich politisch zu engagieren. Sein Weg führte ihn 1980 in den Deutschen Bundestag: Er war Mitglied im Präsidium der CDU, von 2002 bis 2005 Vizepräsident und von 2005 bis 2017 Präsident des Deutschen Bundestages. Seit Januar 2018 ist Norbert Lammert Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung. Die Förderung durch das Cusanuswerk war „eine ganz wesentliche Bereicherung für meinen Ausbildungsweg, und manchmal glaube ich sogar, dass Spurenelemente davon in meiner heutigen Tätigkeit noch zu entdecken sind“, so Norbert Lammert in einem Interview 2016. Neben seiner Aufgabe in der Konrad-Adenauer-Stiftung umfasst sein heutiges Engagement auch den Einsatz für die 2002 gegründete Norbert-Lammert-Stiftung, die sich in Deutschland und weltweit für die Bildungschancen benachteiligter Kinder, die verbindende Kraft von Kunst und Kultur und Völkerverständigung engagiert.
Mit der Verleihung des Lebenswerk-Preises an Prof. Dr. Norbert Lammert würdigt die Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk das berufliche und ehrenamtliche Engagement des Altcusaners Norbert Lammert, der entsprechend der Idee des Cusanus-Preises sein herausragendes politisches und kommunikatives Talent in besonderer Weise zur Entfaltung gebracht hat. Die Auszeichnung von Norbert Lammert kann und möge Ansporn sein für die Stipendiatinnen und Stipendiaten in der cusanischen Förderung, dass sich christliches und politisches Engagement gegenseitig bereichern können.