Der Cusanus-Preis 2011 wurde am 11.11.2011 im Collegium Leoninum in Bonn verliehen. Bundesverfassungsrichter Prof. Dr. Masing hielt die viel beachtete Festrede zum Thema "Was wir wissen müssen". Prof. Dr. Dr. hc. Dieter Grimm, Mitglied der Jury des Cusanus-Preises, hob in seiner Laudatio die "herzerwärmende" Auswahlarbeit in der Jury hervor: Die Juroren und die Gäste des Abends zeigten sich tief beeindruckt von dem Engagement, das die Cusanus-Preisträger neben Studium und Beruf geleistet haben. Prof. Dr. Dr. hc. Hans Tietmeyer erhielt einen Sonderpreis für sein Lebenswerk und aus der Hand von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch das Großkreuz des Päpstlichen Gregoriusordens.
Das vor fast zehn Jahren gegründete Projekt richtet sich an junge Menschen in Uganda und auf den Philippinen, die sich eine Ausbildung oder ein Studium nicht leisten können. Die Übernahme der Schulgebühren und die Finanzierung der Lernmaterialien ermöglicht Kindern und Jugendlichen den Besuch einer Grund- oder Berufsschule. Inzwischen konnte sogar für acht besonders begabte und engagierte Jugendliche das College-Studium finanziert werden. Das Projekt überzeugt durch seine Nachhaltigkeit und durch ein Konzept, das Bildung als entscheidende Voraussetzung sowohl für die individuelle Entwicklung der Menschen als auch für die Zukunft in den Ländern der „DrittenWelt“ versteht. Sebastian Spinner ist Arzt und war Stipendiat des Cusanuswerks von 1999 bis 2005. Seine Frau Feb Lloyd Spinner ist ebenfalls Ärztin und wesentlich an der Betreuung der philippinischen Stipendiaten beteiligt.
Nachdem Maria Dillmann und Florian Schneider als freiwillige Helfer im Endulen Hospital in Tanzania gearbeitet hatten, entschlossen sie sich im Jahr 2008 zur Gründung des Vereins "Endulen e.V.", der seitdem das Krankenhaus im von Massai bewohnten Ngorongoro-Gebiet unterstützt. Zunächst waren umfangreiche Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen in der Klinik erforderlich – etwa im Labor, im Operationssaal und am Wassertank. Das aktuelle Projekt „Safe Motherhood“ widmet sich dem Bau einer Entbindungsstation und sichert die Betreuung der Frauen in der Schwangerschaft sowie während und nach der Entbindung und beinhaltet eine Hebammenschule. Maria Dillmann wurde von 2009 bis 2013 und Florian Schneider von 2009 bis 2014 durch das Cusanuswerk gefördert.
Hans Tietmeyer hat über Jahrzehnte die Wirtschafts- und Währungspolitik der Bundesrepublik Deutschland maßgeblich bestimmt – insbesondere als Präsident der Deutschen Bundesbank in den Jahren zwischen 1993 und 1999. Als Vorsitzender der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ bemüht er sich um möglichst weitreichende Annäherungen zwischen sozialer Marktwirtschaft und katholischer Soziallehre. 1994 wurde Hans Tietmeyer von Papst Johannes Paul II. zum Gründungsmitglied der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften berufen, die sich für Gerechtigkeit und Solidarität einsetzt, indem sie den Dialog zwischen katholischer Soziallehre und Sozialwissenschaften fördert. Zudem gehört Hans Tietmeyer zu den Mitbegründern der „Deutschen Bundesstiftung Umwelt“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, umweltfreundliche Verfahren und Produkte vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen zu fördern.
Der Sonderpreis des Cusanuspreises wird ihm für sein außerordentliches ehrenamtliches Engagement im Cusanuswerk verliehen. Hans Tietmeyer gehört zur frühen Stipendiatengeneration des Cusanuswerks und hat von Anfang an Verantwortung für das Werk übernommen. So prägte er als Vorsitzender des Cusanuswerk e.V. mehr als 50 Jahre lang die Arbeit der Bischöflichen Studienförderung. Mit der Gründung der Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk setzte er im Jahr 2002 erneut einen wichtigen Akzent. Er war als profilierter Vertreter seines Fachs und als Mann des öffentlichen Lebens trotz aller anderen Verpflichtungen immer wieder bereit, als Vortragender und Gesprächspartner unsere Bildungsveranstaltungen zu besuchen. An vielen Stellen machte er seinen Einfluss geltend, wenn es darum ging, Träger und Verantwortliche von der Bedeutung des Cusanuswerks zu überzeugen. Gerade in Krisenzeiten hat er sich mit all seinen Möglichkeiten für das Werk eingesetzt.